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Wein an roten Ampeln

Ich beziehe mich auf eine Kolumne im ZEIT-Magazin vom 15. Februar 2007. Anhand des Verhaltens von Kindern und Erwachsenen an roten Fussgängerampeln stellt Harald Martenstein fest, dass Erwachsene glauben, sie würden sich an anderen Normen orientieren als Kinder. Tatsächlich hätten aber beide Gruppen das gleiche Normensystem, wüssten nur nicht welches.

Nachtl_files/images/grosso-agontano-rosso-conero-riserva.png Martensteins Beobachtungen überqueren Erwachsene die Strasse an einer Fussgängerampel immer wenn kein Auto kommt - unabhängig von der Farbe des Ampellichts. In ihrem Wertesystem stellt die Fussgängerampel ein unverbindliches Angebot dar, die Strasse sicher überqueren zu können. Wenn dieselben Erwachsenen sich aber beobachtet fühlen, vor allem, wenn sie sich von Kindern beobachtet fühlen, verhalten sie sich anders: jetzt gehen sie bei Grün und bei Rot bleiben sie stehen – entsprechend den VERMEINTLICH anderen Normen der anderen (der Kinder). Sie stehen nicht zu ihren eigenen Werten und wollen als Vorbild dienen für ein Wertesystem, an das sie sich selbst nicht halten. Martenstein nennt das Heuchelei. Und die Kinder machen es genauso, sie gehen auch bei Rot. Aber nicht, wenn sie dabei gesehen werden könnten. Insofern hat die Vorbildfunktion ihren Zweck erfüllt.

Noch extremer ist dieses Verhalten übrigens bei Weintrinkern. Im unbeobachteten Zustand trinkt der Laie, was ihm schmeckt und zahlt dafür, was es ihm wert ist. Ob auf der Zunge die floralen Eindrücke überwiegen und ob die Nase primäre oder sekundäre Aromen wittert, ist ihm egal. Das ist seine Norm, er geniesst.

In Anwesenheit von Experten ist es genau andersrum, die Weinbeschreibung (Expertise) steht ganz klar im Vordergrund und es wird nur probiert, nicht getrunken. Eigentlich total gegen seine Natur. Und er begibt sich auch noch freiwillig in derartige Stresssituationen, z.B. indem er Weingüter besucht, an Degustationsmenüs oder Weinproben teilnimmt. Manchmal treffe ich solche Menschen auch.

Ich kann dann zum Beispiel einen 2014er Grosso Agontano  von Garofoli empfehlen. Dieser tiefdunkel-rubinrote Rosso Conero (natürlich DOC) zeigt in der Nase das für diesen Montepulciano  typische komplexe Duftspektrum roter Früchte mit Kirschtönen im Vordergrund, einen Hauch von Vanille. Im Geschmack kommen noch Marmeladen- und Lakritztöne dazu. Das passt gut zu gegrilltem Fleisch, zu Wild oder gereiften Käsesorten. Dieser Wein kostet achtzehn neunzig und ist geeignet für Weintrinker und Geniesser.

 

 

 

 

 

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Kommentar von Burkhart Trockel |

Preis und Jahrgang haben wir inzwischen angepasst. Der Agonjtano ist jetzt von 2019 und kostet 20,70 €.

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